Yoga-Therapie ist bei Endometriose eine wertvolle Unterstützung, um den Umgang mit der Erkrankung positiv zu beeinflussen und eine größere Selbstbestimmung und Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen.
Yoga Therapie – Ein ganzheitlicher Ansatz zur Symptomlinderung und Selbststärkung bei Endometriose
Solange ich mich erinnern mag, habe ich seit Beginn der Menstruation starke Bauchschmerzen. Da es meinen Freundinnen ebenso ging, habe ich diese Schmerzen nie hinterfragt, für mich gehörten diese einfach zum Frau sein dazu. Als ich das erste Mal erfahren habe, dass Regelschmerzen auf eine Dysfunktion hinweisen, war ich verblüfft. Bis heute bin ich erstaunt, wie viele Frauen bei jeder Regel zu Schmerzmittel greifen und doch werden diese Schmerzen nie hinterfragt oder die Symptome genauer untersucht. So entstand mein Interesse am Hormonsystem und gynäkologischen Erkrankungen. Bei meinem Abschluss als Komplementärtherapeutin habe ich mich für meine Diplomarbeit zum Thema Endometriose entschieden. Seit da bin ich fasziniert von dieser Krankheit und bin mich kontinuierlich im Bereich der Endometriose am Weiterbilden. Für mich ist es ein grosses Geschenk Frauen mit Endometriose mit der Yoga Therapie begleiten zu dürfen und zu sehen, wie in den Meisten Fällen ihre Symptome stark reduziert werden und sie dadurch viel Lebensqualität zurück erlangen.
Was ist Endometriose
Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt. Sie ist also eine hormon – und zyklusabhängige Erkrankung. Diese Endometriosen-Herde können sich im Bauchraum, am Bauchfell, im kleinen Becken, in der Blasenwand, in den Harnleitern, an den Darmwänden, in den Lungen und den Eierstöcken befinden. Wenn sich diese Herden in der Gebärmuttermuskelwand befinden, wird nicht mehr von einer Endometriose gesprochen, sondern von einer Adenomyose. Bei 80 Prozent der Frauen liegt eine Kombination der beiden Krankheiten vor. Da Endometriose-Herde sozusagen „mini-Gebärmütter“ sind, reagieren sie auch auf den Einfluss des Östrogens. Mit dem Abfall des Hormonspiegel wird das Signal zur Monatsblutung ausgelöst. Dabei verändern sich die Blutgefässe der Gebärmutter, die zuvor die Schleimhaut versorgt haben, was zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff führt. Es werden Botenstoffe freigesetzt, welche die Gebärmutterwand zum Zusammenziehen anregen und das Gewebe abstossen. Diese Botenstoffe aktivieren auch Schmerznervenfasern. Es kommt zu akuten Schmerzen, die aber aufhören, sobald das Gewebe sich regeneriert. Ein grosses Problem bei Endometriose ist, dass die Endometriose-Herde mit der Regelblutung nicht ausgespült werden, im Gegensatz zur Gebärmutterschleimhaut. Die Herden bleiben bestehen, formieren sich, bilden Gewebe und führen zu entzündlichen Reaktionen im umgebenden Gewebe.
Symptome bei Endometriose
Spezifische Symptome bei Endometriose sind unter anderem: heftige Regelschmerzen, zyklische Schmerzen beim Wasserlassen, Übelkeit und Erbrechen, zyklische Schmerzen beim Stuhlgang, zyklischer Blähbauch (Endobelly), Kollapsneigung oder Durchfall Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Häufige Blutungen, zyklische Unterbauchschmerzen und zyklische Rückenschmerzen mit möglichen Ausstrahlungen. Mit den Andauern der Krankheit kommen häufig unspezifische Symptome dazu. Häufig ist bei Endometriose ein vielfältiges Beschwerden Bild vorhanden. Ebenfalls muss das Ausmass der Endometriose-Herde nicht in Verbindung stehen mit der Intensität der Schmerzen. Es kann vorkommen, dass Endometriose als Zufallsbefund diagnostiziert wird, obwohl die betroffenen keine typischen Symptome aufweisen.
Das öffentliche Bewusstsein über den weiblichen Zyklus und gynäkologische Erkrankungen ist in den letzten Jahren gestiegen. Nichtsdestotrotz sind häufig genau diese Erkrankungen noch wenig erforscht und mancher Ort ein Tabu Thema. So dauert in der Regel die Diagnostizierung von Endometriose zehn Jahre, obwohl nach Annahme zehn bis fünfzehn Prozent der Frauen davon betroffen sind.
Der oft lange Weg zur Diagnose Endometriose und das anschliessende Therapieverfahren hinterlassen häufig spuren. Die Auswirkungen auf den Alltag sowie das Leben sind für betroffene Frauen enorm. Die chronischen Schmerzen können häufig zur Folge haben, dass sie mit Erschöpfung und Antriebslosigkeit kämpfen und sich zunehmend aus ihrem Alltagleben zurückziehen.
Yogatherapie in Kleingruppen zum Thema Endometriose
Im Herbst 2024 startet eine therapeutische Kleingruppe zum Thema Endometriose. Diese geht über 8 Wochen. Lerne, wie du deine Beschwerden reduzieren kannst und wie du gestärkt und selbstbestimmt mit der Endometriose umgehen kannst. Jede Woche gibt es einen kleinen theoretischen Teil sowie viel Yoga das gezielt auf die Beschwerden der Endometriose eingeht.
Endometriose: Chronische Schmerzen
Die chronischen Schmerzen bei Endometriose beeinflussen das Schmerzgedächtnis. Die Art und Weise, wie Schmerzen wahrgenommen und verarbeitet werden, ändert sich. Ebenso werden dann die Schmerzen nicht mehr allein durch die Hormone beeinflusst. Die anhaltenden Schmerzen beeinträchtigen oft den Alltag der Frauen mit Endometriose erheblich. Dies kann zu psychischen Problemen wie Depressionen, Ängsten und Schlafstörungen führen.
Endometriose und Yoga Therapie
Die Komplementärtherapie kann dir helfen, wenn du von Endometriose betroffen bist, dich selbst besser zu verstehen und aktiv an deiner Gesundheit teilzuhaben. In der Yoga Therapie wird eine individuelle Yogapraxis auf dich und deine Bedürfnisse zu geschneidert. Bei Endometriose ist da die Selbstregulation ein wichtiger Faktor. Es geht darum Werkzeuge zu erlernen, mit denen du selbst die Symptome verbessern kannst. Zum Beispiel merkte eine Klientin, wie ihr eine bestimmte Atemübung besonders half, nach einem stressigen Arbeitstag den Stress zu regulieren und so wieder in eine innere Ruhe zu kommen. Die Achtsamkeit wurde immer mehr geschult und mit der Zeit fing sie nicht nur an den Stress zu regulieren, sondern auch bewusst mehr Grenzen zu setzten und Zeit für sich einzuplanen. Das hat beides zu einer Verminderung ihrer Schmerzen von Endometriose geführt. Sie war also den Schmerzen nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern wusste mit der Zeit welche Faktoren diese verstärken und konnte so bewusst entgegenwirken. Es wurde ein eigenes Krisenmanagement ermöglicht.
Auf körperlicher Ebene gibt es zwei wichtige Punkte, bei denen die Yoga-Therapie unterstützend wirken kann. Zum einen kann sie helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen, und zum anderen kann sie Einfluss auf das vegetative Nervensystem nehmen und somit den Stressabbau fördern.
Frauen mit chronischen Unterbauchschmerzen entwickeln häufig zusätzliche Verspannungen der Beckenbodenmuskulatur, unabhängig von deren Ursache. Durch gezielte Yoga-Übungen verbunden mit dem Atem können diese Verspannungen gelöst werden und somit die Schmerzen insgesamt gelindert werden. Dabei geht es darum, die verspannte Muskulatur zu lösen und zu lockern, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Extreme Schmerzen können dazu führen, dass Frauen mit Endometriose nicht mehr richtig atmen und Fehl- und Schonhaltungen einnehmen. Der gesamte Bewegungsapparat reagiert auf die Schmerzen. Ein weiterer Aspekt ist, dass Stress dazu führen kann, dass Nerven Gefahrensignale aussenden, auf die unser Gehirn mit Schmerz reagiert. Gleichzeitig erzeugt Schmerz Stress und aktiviert die Nerven, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Yoga-Therapie kann dabei helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und den Stress abzubauen. Dadurch kann der Schmerzkreislauf durchbrochen werden.
Insgesamt bietet die Yoga-Therapie bei Endometriose eine wertvolle Unterstützung und Ergänzung, um den Umgang mit der Erkrankung positiv zu beeinflussen und eine größere Selbstbestimmung und Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen. Es ist an der Zeit, dass Frauen mit Endometriose die Möglichkeit erhalten, ihre Lebensqualität zu verbessern und Schritt für Schritt zu einer schmerzfreieren Zukunft zu gelangen.
Ein besonders grosses Potenzial sehe ich darin, dies bereits in einem frühen Stadium nach der Diagnose und ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung anzubieten. In diesem Stadium fühlen sich Frauen oft besonders allein und hilflos. Meine Erfahrung zeigt, dass es für Frauen mit Endometriose möglich ist, sich trotz der Erkrankung gesund zu fühlen und gestärkt durchs Leben zu gehen.
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